Veränderung: Fluch und Segen
„Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung“, sagte der griechische Philosoph Heraklit, der irgendwann um 500 vor Christus diese Aussage tätigte, die wir noch heute gerne zitieren.
Veränderung wird aber auch als eine Bedrohung, als Überforderung, als etwas, das uns aus der Gewohnheit holt, wahrgenommen. Primär dann, wenn mehrere Lebensbereiche betroffen sind, regt sich in uns Widerstand. Massiver Widerstand entsteht, wenn es mehrere Bereiche aus unseren ersten zwei Bedürfnis-Ebenen nach der Maslowschen Bedürfnispyramide in die Veränderung zieht. Es geht eben ins Eingemachte, wenn es Themen der Grund- und Sicherheitsbedürfnisse betrifft, die durch äußere Veränderungen ins Wanken geraten. Wir schwanken weniger, wenn wir dem starke und stabile innere Werte und Prägungen entgegen halten können. Themen wie: „Wie sehr vertraue ich: anderen? dem Leben? der aktuellen Situation und deren möglicher Veränderung ins Positive? Prinzipiell sind wir laut Gehirnforschung gut in der Lage mit Veränderungen umzugehen. Wir können uns unbegrenzt neue Gewohnheiten aneignen, können alte Gewohnheiten ablegen. Hierzu hilft ein starker Wille, der eine starke Überzeugung voraus geht und die konsequente Wiederholung des neuen Denkens oder Handelns. Vorstellbar als Wegenetz im Gehirn, das zuerst wie ein kaum beschrittener Pfad aussieht und sich über das wiederholte Betreten zu einer gut präparierten, gefestigten Strasse entwickelt. So ist vor allem der Beginn der Gefahr ausgesetzt wieder in alte Denk- und/oder Handlungsmuster zu verfallen. Gedanken wie: „Warum passiert das immer mir?“ „Warum muss das gerade jetzt sein?“ „Wieso kann es nicht so sein wie früher?“ saugen Energie und blockieren uns hartnäckig in der Möglichkeit zur Lösungssuche oder Umsetzung von Neuem.
Wenn die erste Hürde überwunden ist, nämlich die, aufzuhören mit dem vermeintlichen Schicksal zu hadern, wird es möglich, sich für neue Strategien zu öffnen und später sich auf das Aneignen von eventuell benötigten neuen Fähigkeiten zu fokussieren. Laut dem Psychologen Anders Ericsson von der Florida State University ist es möglich sehr schnelle Ergebnisse darin zu erzielen, wenn wir uns nicht nur den neuen Tätigkeiten widmen, sondern ob wir das mit hoher Intensität - man könnte auch Leidenschaft sagen - tun.
Der Erfolgstrainer Jörg Löhr sagt: 80% unseres Erfolges ist Zielklarheit.
Diese in Zeiten von starken Umbrüchen zu finden bedarf oft der Möglichkeit, sich mit jemandem auszutauschen oder sich beraten zu lassen. Niemand muss durch schwierige Zeiten alleine durchgehen. Eine der emotionalsten Sicherheiten entstehen, wenn wir eine Art Versicherung spüren, die aus unserem Beziehungsnetzwerk kommt, also uns unterstützt fühlen von Menschen, denen wir vertrauen und die wir schätzen. Das können Freunde, Familienmitglieder ebenso sein wie Inputs aus Büchern und Vorträgen, die wir mit jemandem reflektieren, den wir schätzen bzw. ebenso Coaches und Berater unseres Vertrauens. Letztere beherrschen normalerweise die Fähigkeit des Spiegelns und dem Stellen von den spannendsten Fragen. Eine Reflexion der jüngsten Vergangenheit lautete beispielsweise: „Das Spektrum erweitern ohne Revolution dürfte für Dich wichtig sein“ - „Branchen und Fokusse verändern sich gerade, welche sind Deine aktuell und zukünftig?“ „Wenn die Ruhe nicht da ist, wie vor beispielsweise einem Jahr, gibt es eventuell einen langsameren Veränderungsprozess - nicht aber keinen“. Daraus ergeben sich Ziele und Zwischenziele und dann das konsequente Abstellen von negativen und zweifelnden Gedanken.
Wir denken, dass Veränderung ein völlig normaler Prozess ist, der manchmal langsamer und manchmal rasant vor sich geht. Dass durch die aktuellen Ereignisse eine kollektive Veränderungswelle spürbar ist, ist sicher außergewöhnlich für unsere Breiten. Die Veränderung als Chance und nicht nur als Veränderung an sich zu sehen ist eine Kunst, die positiv denkende Sparing-Partner benötigt. Ein Umfeld, das durch Jammerern und aus der Polemik nicht heraus findender Menschen besteht, zieht klar Energie ab. Ein kritisches Hinterfragen aller Themen ist stets hilfreich, sofern es uns nicht in unseren Grundfesten des Vertrauens erschüttert. Zuversicht und Mitbestimmung sind die Hauptzutaten mit denen wir unsere Mahlzeit der Zukunft bereiten können und sollten.
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